Stadtorchester Klingenthal

Das Stadtorchester Klingenthal

Mitte des 19. Jahrhunderts fanden sich einige junge Musiker zu einer Gruppe zusammen, um Tanzmusik zu machen. Die Musiker waren recht talentiert, und so gesellten sich immer mehr zu ihnen. Daraus wurde dann im Jahre 1866 der „Musikvereinschor Klingenthal“. Dies gilt als offizielles Gründungsjahr des „Stadtorchesters Klingenthal“.


Trotz gesellschaftlicher Wirren und einer nicht immer stetigen Entwicklung gedieh das gemeinsame Musizieren weiter und es entstanden zeitweise sogar zwei Orchester, ein Streich- und ein Blasorchester.

1921 verlieh der Stadtrat Klingenthal dem Orchester den Titel „Stadtmusikchor Klingenthal“. Viele begabte Musikerpersönlichkeiten der Stadt verliehen dem Orchester eine besondere musikalische Note in höchster Qualität.


Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden sich schon im Jahr 1946 unermüdliche Musiker zusammen und führten das Stadtorchester wieder zu musikalischem Glanz. Viele Auszeichnungen für musikalisches Wirken folgten einer eifrigen Probenarbeit, bis zur „pro musica-Plakette“, der höchsten Auszeichnung für Musik in Deutschland. Bis heute gilt das Stadtorchester Klingenthal als Garant für gute und mitreißende Blasmusik mit dem besonderen Sound.

Das Stadtorchester Klingenthal - ein historischer Abriss

Das Stadtorchester Klingenthal kann auf ein langes Bestehen zurückblicken. Es wurde 1866 von einigen begeisterten Musikern als "Musikvereinschor Klingenthal" gegründet. Daraus entstanden in oft widersprüchlicher, aber doch kontinuierlicher Entwicklung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts sowohl ein leistungsstarkes Blasorchester als auch ein ebenso niveauvolles Sinfonieorchester.

Die Anfänge des Orchesters

Die Geschichte des Stadtorchesters Klingenthal geht auf das Jahr 1866 zurück. Wenn aus den ersten Jahren auch gegenwärtig im Archiv des Orchesters keine Primärdokumente vorliegen, gilt es doch als gesichert, daß die Gründung eines »Musikvereinschores« eben in diesem Jahre 1866, also vor 130 Jahren, erfolgte.


Jedenfalls deuten seit Anfang dieses Jahrhunderts Programme und andere Veröffentlichungen über das Orchester darauf hin, unter anderem auch Festprogramme und Festschriften zu Jubiläumsfeierlichkeiten.


Über die Gründung des »Musikvereinschores Klingenthal«, wie das Orchester in den ersten Jahrzehnten nach seiner Gründung auch weiterhin genannt wurde, heißt es in einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1991:


»Es soll 1863 und kurz vor dem Weihnachtsfest gewesen sein, als im elterlichen Haus von Wilhelm Dörfel in Brunndöbra eine Anzahl junger Leute im Alter zwischen 14 und 18 Jahren zusammenkam und gemeinsam musizierte – so sind jedenfalls die frühen Anfänge des Orchesters in Annalen festgehalten.


Auch die Gründer sind namentlich bekannt: Wilhelm Dörfel machte den Dirigenten und spielte die 1., sein Bruder Leberecht die 2. Geige. Eduard Jahn ›der Gahschuster‹ strich den Baß, Reinhard Meinel ›Scholerfriedel‹ blies die Klarinette, Eduard Fuchs aus Zwota die Trompete und Christian Meinel, ›der Hussen-Christian‹, die Flöte. Ein Jahr später spielte die Truppe bereits zum Tanz. Mit Karl Schlott, auch ›Langer Schlott‹ genannt, Louis Meisel und Hermann Hoyer als Klarinettisten, Christian Glaß als Waldhornbläser sowie Oskar Unterdörfer und Bernhard Glaß als Trommler schlossen sich schon bald weitere junge Musikanten der kleinen Schar an.


Die jungen Leute fanden durch ihr gutes und sauberes Spiel schnell große Anerkennung unter ihren Zuhörern und erhielten nach kurzer Zeit in Klingenthal und seiner Umgebung zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten.


Sie erregten schließlich auch das Interesse des Klingenthaler Fabrikantensohnes Moritz Dörfel, eines jungen Mannes, der ›sich für alles Schöne und Gute interessierte‹. Dieser gesellte sich im Jahre 1866 zu der Musikantenschar, schloß sie zu einem richtigen Verein zusammen und wurde so zum Gründer des ›Musikvereinschores Klingenthal‹, aus dem unser heutiges Stadtorchester Klingenthal hervorgegangen ist.


Damals wählte man Moritz Dörfel einstimmig zum Direktor, also zum Vereinsvorsitzenden. Wilhelm Dörfel, den Dirigenten, machte man zu seinem Stellvertreter.«

1863–1945

Das Musikvereinschor wird Stadtorchester

In einem Schriftstück mit dem Siegel des Stadtrates Klingenthal, datiert vom 1. Februar 1921 und unterzeichnet vom damaligen Klingenthaler Bürgermeister Dr. Ungethüm, wurde zwischen der Vereinigung »Musikvereinschor Klingenthal« und der Stadtgemeinde Klingenthal vereinbart, daß das Orchester den Titel »Stadtmusikchor« führen darf. Bedingung dafür war jedoch, daß »sich das Orchester und seine einzelnen Mitglieder so verhalten, daß es der Stadt zur besonderen Ehre gereicht«.


Gleichzeitig wurde vereinbart, daß dem Leiter des Orchesters die Bezeichnung »Stadtmusikdirektor« verliehen wird und daß auch künftig jeder neu gewählte Leiter des Orchesters diese Bezeichnung führen wird. Der Leiter des Orchesters war damals der verdienstvolle Musiklehrer Ernst Uebel, der damit zum ersten Klingenthaler Stadtmusikdirektor wurde.


Mit der Unterzeichnung dieses Schriftstückes war für das Orchester die Verpflichtung verbunden, »jährlich wenigstens 8 Platzmusiken und die Silvestermusik an den vom Stadtrat dafür bestimmten Orten zu spielen«. Außerdem war das nunmehrige Stadtmusikchor verpflichtet, bei feierlichen Anlässen des Stadtrates zu musizieren. Dafür sicherte der Stadtrat eine jährliche Entschädigung in Höhe von 2000 Mark zu, die aber auf Grund der Unsicherheit in der währungspolitischen und finanziellen Entwicklung alljährlich neu festgelegt werden sollte. Ein Vertragsverhältnis sollte jedoch für beide Partner aus dieser Vereinbarung nicht resultieren, vor allem sollte das Stadtmusikchor seine freie Entscheidungsfähigkeit weiterhin behalten.


Nach entsprechenden Beschlußfassungen durch die Stadtverordnetenversammlung und den Stadtrat, den damaligen beiden städtischen Gremien, trat dann diese Vereinbarung in Kraft, und das nunmehrige »Stadtmusikchor« entwickelte eine erstaunlich rege Konzerttätigkeit. Es genoß ein großes Ansehen weit über die Grenzen des Ortes hinaus. Maßgeblich trug dazu die Persönlichkeit von Stadtmusikdirektor Ernst Uebel bei, wie man den Pressestimmen jener Tage entnehmen kann.


Durch Ortsgesetz vom 19. Dezember 1933 wurde das Orchester zu einer Städtischen Körperschaft und hieß nun »Stadtorchester Klingenthal«. Allerdings büßte es damit seine freie Entscheidungsfähigkeit ein. Im entsprechenden Dokument hieß es dazu im § 1: »In Klingenthal wird ein Orchester errichtet, das den Namen ›Stadtorchester Klingenthal‹ führt. Das Stadtorchester steht unter der Aufsicht des Stadtrates.«


Die beginnende Ära des Dritten Reiches fand so auch im strengen Reglement dieses Klingenthaler »Ortsgesetzes« ihren Ausdruck. So war dem Orchester beispielsweise ein genauer Stellenplan vorgegeben. Die »ständigen Mitglieder« mit der Amtsbezeichnung »Stadtmusikus« schmücken durften.


Dieser Stellenplan sah folgendermaßen aus:


»1. Violine: 4 ständige Stellen, 3 nichtständige Stellen

2. Violine: 2 ständige Stellen, 3 nichtständige Stellen

Bratsche: 2 ständige Stellen, 1 nichtständige Stelle

Cello: 2 ständige Stellen, 2 nichtständige Stellen

Bass: 2 ständige Stellen, 2 nichtständige Stellen

Flöte: 1 ständige Stelle, 2 nichtständige Stellen

Fagott: 1 ständige Stelle

Oboe: 1 ständige Stelle

1. Klarinette: 1 ständige Stelle

2. Klarinette: 1 ständige Stelle

1. Waldhorn: 1 ständige Stelle, 1 nichtständige Stelle

2. Waldhorn: 1 ständige Stelle, 1 nichtständige Stelle

1. Trompete: 1 ständige Stelle

2. Trompete: 1 ständige Stelle, 1 nichtständige Stelle

Posaune: 3 ständige Stellen, 1 nichtständige Stelle

Pauke: 1 ständige Stelle

Trommel: 1 ständige Stelle

Schlagzeug: 1 ständige Stelle

Der Stadtmusikdirektor ist der Führer des Stadtorchesters.«


Nun mußte das Stadtorchester jährlich mindestens 3 Sinfoniekonzerte und 10 Platzmusiken geben und bei sonstigen festlichen Anlässen der Stadtgemeinde mitwirken. Außerdem sollten während des Sommers auch regelmäßige Konzerte in der städtischen »Musikhalle«, einem Musikpavillon auf der Alberthöhe, veranstaltet werden. Dazu kamen volkstümliche Konzerte und sogar Konzertreisen.


Aber auch Strafen für die Mitglieder des Orchesters, die ihre Pflichten vernachlässigten, waren in diesem Ortsgesetz verankert. Sie schlugen sich vor allem in finanziellen Sanktionen nieder.


In das Stadtorchester jener Tage durften nur »ehrbare Personen« aufgenommen werden. Schon bald mußten die Mitglieder einen Nachweis ihrer »arischen Abstammung« erbringen und wurden zum Tragen einer zeitgemäßen Uniform verpflichtet.


Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging diese eigentümliche Ära des Stadtorchesters Klingenthal zu Ende. Die Kriegsjahre hatten dem Musikleben unserer Stadt eine schwere Erschütterung beigebracht, die nur durch den Enthusiasmus einiger mutiger Musikfreunde rasch wieder überwunden werden konnten.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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